30. Januar 2014

Der Oboist Kurt Hausmann wird 90

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag



Kurt Hausmann beim Interview am 13. Oktober 2004 in Würzburg

Am 31. Januar 1924 wurde Kurt Hausmann in Erlangen geboren. Am morgigen Freitag feiert er bei guter Gesundheit in Würzburg seinen 90. Geburtstag.

Bereits mit sechs Jahren bekam Kurt Hausmann Klavierunterricht, im Alter von 14 Jahren begann er mit dem Oboe-Spielen. Dank einer glücklichen Fügung wurde er Schüler des damaligen Solooboisten der Berliner Staatsoper, Wilhelm Meyer. Schon ein Jahr später, mit 16 Jahren, übernahm Kurt Hausmann am
Theater des Volkes den Part der Soloboe in unzähligen Operettenaufführungen.



Nach dem Krieg lud der damalige Chefdirigent des neu gegründeten Rias Sinfonie-Orchesters, Ferenc Fricsay, den jungen Künstler höchstpersönlich zum Probespielen ein und verpflichtete ihn sogleich für das Orchester. Die Berliner Jahre von 1949 - 1955 waren intensive Lehrjahre, zumal Fricsay für seine Probenarbeit mit dem Orchester heute nicht mehr vorstellbare Zeit zur Verfügung hatte.



Am 1. Oktober 1955 erging an Kurt Hausmann der Ruf an das Bayerische Staatskonservatorium (heute Hochschule für Musik) nach Würzburg, wo er bis zum Sommer 1989 die Oboenklasse leitete, zusätzlich aber auch Kammermusik, Korrepetition und zeitweise sogar Klavier unterrichtete.

Eine Konzertreise des Münchener Bach-Chores im April 1957 führte Kurt Hausmann mit Karl Richter zusammen. Im Interview, das wir anlässlich der Buch- und Film-Dokumentationen führten, erzählte uns Kurt Hausmann von diesem schicksalshaften Zusammentreffen.


„Wir hatten hier, am damaligen Konservatorium in Würzburg, Heinz Endres als Lehrer. Der war Münchner und einer der ersten, der bei Richter Konzertmeister gespielt hat. Und ein Orchester für sechsmal Matthäus-Passion für Auslandsreisen zusammenzustellen, ist nicht so einfach. Richter hat also Heinz Endres gefragt: „Haben Sie in Würzburg nicht noch ein paar gute Leute?" Da hat Endres gesagt: „Ja, Oboe, Geige und Bratsche."

Ich fuhr nach München zur Probe, dann ging es im Zug nach Italien. Die erste Aufführung war in Triest, dann Florenz, Turin, und die letzte Aufführung war in Rom. Dort war eine Sitzprobe angesetzt, Richter wollte aber noch etwas probieren, da ein neuer Tenor gekommen war. Und mein lieber Kollege aus München hatte die Oboe nicht dabei, es war ja nur eine Sitzprobe.

Da kam die große Arie „Ich will bei meinem Jesus wachen", und Richter schaute zu mir her: „Können Sie das mal übernehmen? Ich muss da ein paar Takte probieren." „Ja, natürlich, gerne." Er fing an und hat das ganze Stück, es ist ja ziemlich lang und mit Chor, durchspielen lassen bis zum Schluss. Der letzte Ton war noch nicht verklungen, Applaus und Getrampel vom Chor hinten, ich bin bald versunken. Es ging weiter, und am Schluss kam Richter zu mir und sagte: „Wo kommen Sie denn her, ich kenne Sie nicht, da müssen Sie aber heute Abend das Solo spielen." Da habe ich gesagt: „Herr Richter, das geht nicht, das kann ich meinem Kollegen gegenüber nicht machen. Aber wenn Sie wollen, ich komme gern mal zu Ihnen nach München." ...



Kurt Hausmann anno 1968 auf Konzertreise mit Bach-Chor und Bach-Orchester in Moskau

Einen weiteren Auszug aus dem Interview lesen Sie hier...




Kurt Hausmann mit seinem kongenialen Partner Manfred Clement bei der Unitel-Aufnahme der h-moll-Messe in der Klosterkirche zu Dießen am Ammersee

1958 wurde Kurt Hausmann zu den Bayreuther Festspielen eingeladen. Die Aufführungen von Wagners „Götterdämmerung" unter Hans Knapperstbusch und des „Tristan" unter Wolfgang Sawallisch waren Sternstunden, an die sich Hausmann noch heute sehr lebhaft erinnert.

Zur gleichen Zeit fanden in München die Schallplattenaufnahmen zu Bachs Matthäus-Passion statt. Kurt Hausmann erinnert sich:


„Bei dieser erste Aufnahme in München hat es nicht funktioniert mit den Englisch Hörnern. Und da kam ein Anruf ans Festspielhaus, und Richter sagte: „Mit den Englisch Hörnern, das klappt nicht so, können Sie es nicht mit Edgar Shann zusammen machen?" Ich sagte: „Ich weiß nicht, schicken Sie mir den Edgar nach Bayreuth, dann probieren wir, ob es geht." Edgar Shann kam, wir haben es probiert, haben uns schön zusammen gefunden und haben dann sämtliche Englisch Horn-Partien zusammen musiziert, und es ging gut."

Auf Youtube gibt es einen kleinen Film mit einem Ausschnitt aus dem Interview mit Kurt Hausmann.



Kurt Hausmann an seinem 85. Geburtstag

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